Main Echo Aschaffenburg

Macht hoch die Tür
Mila Mar und Subway to Sally im Nilkheimer Park


Aschaffenburg. Zunächst anmutige, mystische Klänge von geheimnisvollen Elfen, die in einer Phantasiewelt lebten, danach knallharter und zugleich butterzarter Metal mit mittelalterlichen Chorälen und abstrakten Texten. Es war kein Abend für den breiten Massengeschmack, schon aus der Vorankündigung ging hervor, dass am Mittwoch im Nilkheimer Park »Schwebendes und Erdiges« aufeinanderprallen würden.
Treffender hätte man das »Naturschauspiel« kaum beschreiben können. Auch das Wetter spielte mit: Schwülwarm, leichter Dunst und undurchsichtige Gewitterstimmung lagen in der Luft. Angesichts der musikalischen Urgewalten mussten die Veranstalter des Summertime-Music-Festivals mehrmals prüfen, ob das Zirkuszelt fest genug im Boden verankert war. Der Himmel blieb ruhig - im Gegensatz zu dem schaurigen Schauspiel im Zelt.
Man konnte weder bei Mila Mar noch bei Subway to Sally eindeutig sagen, um welche Musikrichtung es sich genau handelte. Beide Formationen haben etwas Neues, sogar Revolutionäres geschaffen und ernten nun die Früchte ihrer mehrjährigen Arbeit. Die Parallele der Bands besteht in ihrer Originalität: Beide haben einen Stil geschaffen, der auf dem Papier nicht existiert, und sie haben nicht für möglich gehaltene Kombinationen unterschiedlichster Einflüsse in ihrer Musik vereint.
Die Karrierekurve des Potsdamer Septetts Subway to Sally zeigt stetig nach oben, ihre berüchtigten, explosiven Live-Shows kommen nicht nur bei Metal-Freunden an, sondern auch in der Gothic-, Folk-, und Alternative-Szene. Auch ihre Alben tummeln sich in den vorderen Chartregionen. Mila Mar aus Göttingen können derzeit zwar noch nicht von der Musik allein leben, aber auch ihre Popularität nimmt deutlich zu, was ihr letztes Album mit dem interessanten Titel »Elfensex« bewies.
Sanft lodernde Fackeln, aufsteigende Nebelschwaden und ruhig rotierende Scheinwerfer nahmen das Publikum mit auf eine Reise in die Phantasiewelt von Mila Mar. Es war eine geheimnisvolle Welt voller Mythen, Elfen und anderen seltsamen Wesen. Synthesizer, Flöte und Geige webten einen weichen, leicht groovenden Soundteppich, der von Anke Hechfelds Vier-Oktaven-Stimme zum Leben erweckt wurde. Sie verzauberte die Besucher und stieg mit ihnen in magische, schwebende Sphären auf.
Dieses Pop-Ethno-Gemisch war weitestgehend meditativ angelegt, zwischendurch wurde die Musik rhythmischer und erwies sich als tanzbar. Anke Hechfelds wandelbare Stimme stellt wohl das größte Kapital der »Band vom anderen Stern« dar. Unnachahmlich und nahezu mühelos meisterte sie die schwierigsten Gesangpassagen, aber auch Katrin Beischer konnte mit ihrem Flöten- und Geigenspiel überzeugen.
Bei den neueren Kompositionen haben die Göttinger auch auf Samples, Synthesizer und Schlagzeug zurückgegriffen, außerdem sang Anke Hechfeld nicht mehr ausschließlich in ihrer Phantasiesprache, wie noch bei den früheren Stücken. Das war auch gut so, denn es ist besser, wenn man die Bodenhaftung nicht komplett verliert und sich mehr der Realität zuwendet. Das vergeistigte Auftreten schien zum Konzept der Band zu gehören und komplettierte das Mosaik von Mila Mars Zauberwelt. Mit Worten ist ihre Musik nur schwer zu beschreiben, sie ist eine Gefühlssache. Fans der Popmusik fanden vor allem an der Coverversion des OMD-Klassikers »Maid of Orleans« Gefallen.


Die Kehrtwende um 180 Grad kam dann in Form von Subway to Sally auf die Bühne. Fulminante Gitarrenriffs und mittelalterliche Folklore begeisterten das Publikum von der ersten Sekunde an. Moderne Industrial-Elemente wechselten sich mit düsteren Chorälen und bittersüßen Texten ab. Grelle Effekte untermalten das Gewitter, das die Potsdamer vom Stapel ließen - manchmal überschritten sie mit der Lautstärke jedoch die Grenze des Erträglichen.
Sie waren mitreißend, provokativ und einzigartig, und die Fans dankten Subway to Sally den unermüdlichen Einsatz mit Begeisterungsstürmen. Man kann zu dieser Art der Musik stehen wie man möchte, vorbei kommt man an ihr aber nicht . Das pathetische Auftreten, die durchgeknallten Lyrics und die seltsam anmutende musikalische Zusammensetzung treffen sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Aber Subway to Sally verfolgen ihre Linie konsequent und sind damit erfolgreich, wenn auch nicht unumstritten.

 

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