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von ahx

Mila Mar
In manchen Landstrichen sind die Göttinger Mila Mar schon kleine Berühmtheiten. Bei ihrem Berliner Auftritt im Dezember war das Knaack wider Erwarten nicht nur gut gefüllt, sondern rappelvoll. Thüringen gehört allerdings scheinbar noch zu den Gegenden, in denen die Band noch etwas Aufbauarbeit benötigt. Die Wotufa war recht übersichtlich.
Als - völlig unpassende - Vorgruppe waren Die Roten Rüben engagiert worden. Jene hatte ich vor fünf Jahren einmal auf einem Festival erlebt, und schon damals war nicht sonderlich viel hängen geblieben. Nach diesem Gig wußte ich auch, warum. Die Band hat sich in diesen fünf Jahren nicht einen Schritt nach vorn bewegt. Sie pflegt mit ihrem locker-flockigen, leicht punkigen Fun-Folk einen Stil, mit dem zu Recht noch niemand richtig groß geworden ist. Szenegrößen wie Subway To Sally, die Inchtabokatables oder Letzte Instanz haben sich rechtzeitig davon abgewandt, selbst die stilistisch ähnlich gelagerten Fiddler's Green hatten jederzeit mehr Klasse. Heutzutage bekommt man diese Sorte Folk fast nur noch von Zweitligisten wie Mutabor oder eben den Rüben zu hören. Besonders nervig war neben den gleichförmigen Songstrukturen vor allem der Gesang, der eher wie Gegröle anmutete und teilweise einfach nur weh tat. Zum Abtanzen mag so eine Truppe ganz geeignet sein, aber merken muss man sich den Namen nicht mal als Geheimtip.
Für Mila Mar befürchteten wir angesichts der nicht eben vollen Halle Schlimmstes - zu Unrecht, wie sich herausstellte. Ein Gutteil der schätzungsweise 250 Besucher war offensichtlich wegen den Göttingern anwesend und auch mit dem Material vertraut. Anke Hachfeld und Co. eröffneten ihren Gig mit dem 'Nova'-Opener und ließen sich noch drei Songs Zeit, bevor erstmals Material des neuen Albums 'Elfensex' zum Zuge kam. Die beim Hören der Platte (siehe Rezension) entstandenen Zweifel waren schnell weggeblasen, denn die neuen Stücke fügten sich hervorragend in den Livekontext ein. Selbst schwierige Songs wie 'Like A Cannibal' entfalteten live ganz neue Reize.
Auf der großen Bühne konnte die Band, anders als im winzigen Knaack, alle Dimensionen ihrer Show entfalten. Mit Lichteffekten und Spielereien wurde dennoch sparsam umgegangen. Dreh- und Angelpunkt eines Konzerts ist Anke Hachfeld, die ihre ganze stimmliche Bandbreite entfaltete und mit jedem Stück vollauf überzeugte. Die anderen Mitglieder blieben im Hintergrund und sorgten für die perfekte musikalische Untermalung.
Leider war nach einer Stunde schon Schicht im Schacht, die Zugaben 'Silver Star' und 'Paya' beendeten ein großartiges Konzert. Bei letzterem Song ließ Anke es sich nicht nehmen, singend durchs Publikum zu wandern und einige männliche Anwesende zu necken, was diesen teilweise sichtlich peinlich war. Das Fazit des Abends fällt angesichts des Gebotenen leicht: Mila Mar sind allein schon aufgrund ihrer musikalischen Qualität ein Konzerterlebnis der Sonderklasse und immer wieder sehenswert. Hoffen wir, daß dieser Band noch eine lange Zukunft beschert sein wird.

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